74. Wissenschaftlicher Kongress in Erlangen

Netz­werke im ÖGD – Gesund­heit kreativ, digital und lebens­nah ge­stalten

Der 74. Wissenschaftliche Kongress der Verbände des ÖGD fand bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel vom 01-04. April 2025 in Erlangen statt.

Netzwerke im ÖGD – Gesundheit kreativ, digital und lebensnah gestalten

war das Motto des diesjährigen Kongresses. Netzwerke bilden war bereits zum ersten Kongress im Jahr 1950 ein wichtiges Ziel und ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Dass diese Vernetzung gut gelungen ist, war an der bunten und enorm vielfältigen Mischung an Vorträgen und Vortragenden sehr gut zu erkennen. Dementsprechend wird die erfolgreiche Netzwerkarbeit hoffentlich auch zukünftig weiter Früchte tragen.

Den Auftakt des zahnärztlichen Kongressprogramms machten P. Schmidt und J. Kühnisch, die uns in umfassenden Vorträgen über die Leitlinienentwicklung und die leitlinienbasierte Betreuung von Menschen mit seltenen Erkrankungen der Zähne informierten. Die beiden Referenten betonten, dass diese seltenen Erkrankungen besondere Aufmerksamkeit erfordern, da sie nicht nur die Zahngesundheit, sondern häufig auch die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Sie wiesen insbesondere auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachbereichen hin und stellten die Relevanz der frühzeitigen interprofessionellen Einbindung dar.

Der zweite Block der Vorträge beschäftigte sich intensiv mit dem Kinderschutz im zahnärztlichen Gesundheitsdienst. Während P. Petrakakis Vortrag sich intensiv mit den gesetzlichen Grundlagen auseinandersetzte, berichteten Gottstein und Heuser über die praktische Umsetzung in den jeweiligen Gesundheitsämtern.

Nach der Mittagspause folgte ein bunt gemischter Strauss an Themen. Zu Beginn berichtete C. Lux über den idealen Zeitpunkt kieferorthopädischer Behandlungen. Mit beeindruckenden Bildern belegte er die Relevanz, Abweichungen in der Gebissentwicklung rechtzeitig einer kieferorthopädischen Therapie zuzuführen. Hierfür bietet die Gruppenprophylaxe die idealen  Voraussetzungen. In diesem Zusammenhang sind Kenntnisse des idealen Zeitpunkts von erheblicher Bedeutung, insbesondere wann persistierende Milchzähne zur Verhütung von Folgeschäden entfernt werden sollten.

Krause berichtete über die Zusammenhänge von nicht-übertragbaren Erkrankungen und Mundgesundheit. Sie stellte die Ergebnisse eines Befragungssurveys vor. Die Teilnehmenden wurden telefonisch zu ihrer Mundgesundheit und Diabetes befragt. Die Ergebnisse unterstützen die aktuellen Forschungsergebnisse, zeigen aber ausserdem, dass bereits im Kindes- und Jugendalter ein Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Diabetes sowie anderen nicht übertragbaren Erkrankungen wie Adipositas, Asthma bronchiale und Bluthochdruck besteht.

Die Organisatorische Struktur der zahnmedizinischen Versorgung in Einrichtungen der vollstationären Pflege in München betrachtete S. Wiseman in einer Querschnittsstudie. Die Auswertung zeigt, dass alle befragten Einrichtungen Zugang zu einer Basisversorgung hatten, Verbesserungsbedarf allerdings noch in folgenden Bereichen besteht: Zahnmedizinische Akutversorgung, Häufigkeit zahnmedizinischer Visiten, zahnmedizinische Erstuntersuchung, zahnärztliche Schulungen von Pflegekräften zur Mundhygiene sowie Zugang zur ambulanten Versorgung bei Mobilitätseinschränkung. Insbesondere in ländlichen Regionen sollten die Bedingungen der zahnmedizinischen Versorgung von Altenpflegeeinrichtungen noch näher untersucht werden.

Der folgende Vortragsblock bot erneut vielfältige Themen der Mundgesundheit. S. Schuhmann bot nicht nur spannende Einblicke in die mit viel Herzblut erreichten Kindertagesstätten mit Biss sondern kam auch direkt in charmanter Begleitung von Kroko zum Rednerpult.

Menschen mit Behinderungen nahm Hillebrecht wieder in den Fokus und zeigte, wie durch interdisziplinäres Changemanagement inklusive, nachhaltige und patientenzentrierte Strukturen geschaffen werden können, um die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderungen langfristig zu verbessern.

Der diesjährige Träger des silbernen Ehrenzeichens, Prof. Dr. A. Schulte, demonstrierte mit beeindruckenden Bildern die Bedeutung von Präventiv-zahnmedizinischen Versorgungen von Kindern und Jugendlichen mit 5 verschiedenen Syndromen. Besonders für Kolleginnen und Kollegen des ÖGD sind diese Syndrome wichtig zu erkennen und Zusammenhänge hierzu zu wissen.

Der Freitag startete mit einem spannenden Bericht von J. Nagel über die Umsetzung der zahnärztlich-präventiven Präventionskette in Dresden. Von der Vorsorgeuntersuchung über die zahnärztliche Prophylaxe sorgen fünf über den Stadtraum verteilte Zahnarztpraxen für eine zahnärztliche Therapie vom Säugling bis zum Volljährigen an vier Nachmittagen in der Woche. Von einem Kassenzahnarztsitz aus werden gesetzlich und privat Versicherte kindgerecht betreut. Dieses Best-Practise Beispiel regt durch die engagierte Vortragsweise zum Nachahmen an.

S. Hahn folgte mit einem unterhaltsamen Vortrag zu Aussprachestörungen und orofazialen myofunktionellen Störungen. Sehr anschaulich stellte sie die einzelnen Störungen dar und beschrieb die Vorgehensweise zur Diagnostik.

An die Kindheit erinnerten sich viele der Teilnehmer bei dem Beitrag von Wiemschulte. Er analysierte die unterschiedlichen Veröffentlichungen zu Karies und Baktus und gab viele interessante, detaillierte Hintergrundinformationen zu Buch und Autor. Zudem beleuchtete er die unterschiedlichen pädagogischen Ansätze, die zu Karies und Baktus und den folgenden Änderungen führten.

Den runden Abschluss des Programms bildete die Vorstellung eines Surveys von S. Fiedler. Die zahnärztliche Versorgungssituation in den Pflegeeinrichtungen sowie die Betreuung durch Kooperationspartner wurde abgefragt und zusätzlich der Bedarf an Fortbildungen. Die Ergebnisse zeigen einen zusätzlichen Handlungsbedarf. Im Anschluss setzte sich die Vortragende kritisch mit der möglichen Einbindung der zahnärztlichen Dienste in die Betreuung der Einrichtungen auseinander. Beide Vorträge wurden intensiv durch das Plenum diskutiert.

Die Sonne strahlte zum Kongressende immer noch vom wolkenlosen Himmel. Dick bepackt mit zahlreichen neuen Erkenntnissen aus Vorträgen, dem interessanten Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen und vielen neuen Kontakten traten alle die Heimreise an.

Wir freuen uns sehr auf einen weiteren interessanten, kollegialen Austausch beim Fachtag mit dem Thema:

Verbesserung der Mundgesundheit bei Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf - Chancen, Innovationen und Schnittstellen zum Öffentlichen Gesundheitsdienst am 7.11.2025 in Unna.

 

 

Leitlinienbasierte Betreuung von Menschen mit seltenen Erkrankungen der Zähne – Wissenswertes für Zahnärztinnen und Zahnärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst P. Schmidt (Witten)
Leitlinienbasierte Betreuung von Menschen mit seltenen Erkrankungen der Zähne – Wissenswertes für Zahnärztinnen und Zahnärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst J. Kühnisch (München)
Kinderschutz im zahnärztlichen Gesundheitsdienst – I. Rechtsgrundlagen, fachliche Hintergründe und Auswirkungen P. Petrakakis (Bergheim)
Kinderschutz im zahnärztlichen Gesundheitsdienst II. Vernetzungsmöglichkeiten beim zahnärztlichen Kinderschutz am Beispiel des Landkreises Eichsfeld/ Thüringen I. Gottstein (Worbis)
Kinderschutz im Zahnärztlichen Gesundheitsdienst - III. Kooperationen im Rahmen der Kinderschutzgruppe der Stadt Köln F. Heuser (Köln)
Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien C. Lux (Heidelberg)
Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und nichtübertragbaren Erkrankungen – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS L. Krause (Berlin)
Organisatorische Struktur der zahnmedizinischen Versorgung in Einrichtungen der vollstationären Pflege in München – Eine Datenerhebung im Jahr 2024 S. Wiseman (München)
Postervorstellung: Zahngesundheit als Stadtthema, -Kita mit Biss- in Essen S. Schuhmann (Essen)
Wo stehen wir bei der Mundgesundheit von Menschen mit Behinderungen – und wo wollen wir hin? A.-L. Hillebrecht (Freiburg)
Präventiv-zahnmedizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit 5 verschiedenen Syndromen aus Sicht der Eltern A. Schulte (Witten)
Die Kinder- und Jugendzahnklinik (KJZK) der Landeshauptstadt Dresden – eine Präventionskette der besonderen Art J. Nagel (Dresden)
Identifikation von Aussprachestörungen und orofazialen myofunktionellen Störungen bei Kindern im Rahmen der zahnärztlichen Reihenuntersuchungen S. Hahn (Düsseldorf)
Unterhaltung oder Lernen am Modell – Inwiefern eignet sich die literarische und illustrative Gestaltung von Karius und Baktus zur Schulung der Gesundheitskompetenz? J. Wiemschulte (Bonn)
Mundgesundheit in stationären Einrichtungen des Rhein-Erft-Kreises S. Fiedler (Bergheim)

 

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