Gesundheitskompetenz der Deutschen hat sich leicht verbessert
Wer ohnehin Schwierigkeiten hat, macht keine Fortschritte
Ein Forschungsteam der Universität Bielefeld, der Charité/Universitätsmedizin Berlin und der Hertie School/University of Governance hat erneut die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland untersucht.
Laut den aktuellen Ergebnissen verfügen 44 Prozent der Befragten ab 18 Jahren über eine hohe Gesundheitskompetenz – drei Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Der Anteil der Bevölkerung mit geringer Gesundheitskompetenz, der erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen hat, ist zeitgleich um 3,1 Prozentpunkte gesunken. Studienleiterin Prof. Dr. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld sieht darin „einen vorsichtigen Grund zur Hoffnung“.
Denn trotz der leichten Verbesserung haben noch immer 55,7 Prozent der Befragten eine geringe Gesundheitskompetenz und damit teilweise erhebliche Probleme, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen oder für sich zu nutzen – mehr also als die Hälfte der Bevölkerung.
Während Menschen mit höherem Sozialstatus und besserer finanzieller Ausstattung ihre Gesundheitskompetenz verbessern konnten, stagnieren die Werte bei sozial benachteiligten Gruppen. Damit lässt sich ein Auseinanderdriften beobachten: „Wer bereits gut aufgestellt ist, profitiert vom positiven Trend. Wer dagegen ohnehin Schwierigkeiten hat, macht keine Fortschritte“, bilanzieren die Forschenden. Sie warnen: Für diese Gruppen bleibe das Risiko eines ungesunden Verhaltens hoch.
Das Forschungsteam plädiert aus diesem Grund für gezielte Fördermaßnahmen und systematische Schritte zum Abbau der sozialen Ungleichheit, um die Chancen aller auf eine Verbesserung ihrer Gesundheitskompetenz und damit auch auf ein Mehr an Gesundheit erhöhen zu können.
Die Studie liefert weitere Ergebnisse: So hat sich auch die Digitale Gesundheitskompetenz verbessert – um 4,7 Prozentpunkte, also noch stärker als die allgemeine Gesundheitskompetenz.
Angesichts der sich ausweitenden Informationskrise – der expansiven Zunahme an digitalen Gesundheitsinformationen und dem gleichzeitigen Anstieg an Fehl- und Falschinformationen – sei auch das ein „bemerkenswertes Ergebnis, das nicht zuletzt auf die rasanten Entwicklungen und den Anstieg der Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten und einen dadurch bedingten Lernprozess zurückzuführen sein dürfte“, betonen die Wissenschaftler.
Denn auch die Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten hat in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile gehen rund 83 Prozent der Bevölkerung auf Internetseiten, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren – ein Plus von etwa 18 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020.
Auch die Verwendung von Gesundheits-Apps hat sich laut Studie verdoppelt: 44 Prozent greifen inzwischen darauf zurück; 17 Prozent der Bevölkerung setzenbereits KI-basierte Anwendungen für die Suche nach Gesundheitsinformationen ein.
Unverändert schwer fallen dagegen die Navigation und Orientierung im Gesundheitssystem und der Umgang mit dazu nötigen Informationen. Bei 82 Prozent der Bevölkerung fällt die sogenannte Navigationale Gesundheitskompetenz negativ aus. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland findet es beispielsweise schwierig, Informationen über das Gesundheitssystems zu verstehen oder aber etwas über die eigenen Rechte als Patientin oder Patient herauszufinden.
Ebenfalls sehr große Probleme bereitet der Bevölkerung der Umgang mit Informationen, die der gesundheitlichen Selbsthilfe und dem Selbstschutz bei Krisen und Katastrophen dienen. Ursächlich dafür dürfte nach den Ergebnissen der Studie sein, dass es an leicht zugänglichen und verständlichen Anleitungen fehlt, wie man sich in gefährlichen Ausnahmesituationen verhalten sollte.
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