Bundes­institut für Risiko­bewertung zu Fluorid-Vorbeugung bei Säuglingen und Klein­kindern

Vor dem Hintergrund der S2k-Leitlinie zu „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“ mit seinen differierenden Empfehlungen zur Fluorid-Prophylaxe im Kleinkindalter wurde das Bundesinstitut für Risikobewertung gebeten, „ a) den Nutzen bzw. das Präventionspotenzial (und ggf. Effektgrößen) einer systemischen Kariesprophylaxe im Vergleich zu einer lokalen (durch Zahnpasta) bei Säuglingen und Kleinkindern auf die Kariesprävalenz im späteren Leben sowie b) die mit der jeweiligen Anwendung verbundenen Risiken für die Zielgruppe zu bewerten.“

„Wichtigstes Ergebnis: Das BfR rät, nur eine Form der Fluoridprophylaxe anzuwenden. Sobald mit dem Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta begonnen wird, sollten keine Fluoridpräparate mehr eingenommen werden. Denn allein durch das Verschlucken von Zahnpasta können Kleinkinder etwa genau so viel Fluorid aufnehmen wie durch Tabletten oder fluoridiertes Salz.“

Als Fluoridquellen im Säuglings- und Kleinkindalter hat sich das BfR im Wesentlichen mit Säuglingsnahrung (im ersten Lebensjahr), insbesondere Spezialnahrungen auf Sojabasis, Fluoridtabletten, fluoridiertem Speisesalz und fluoridierter Zahnpasta befasst. Es wurde das Risiko der Entstehung einer Dentalfluorose dem Nutzen der Kariesprävention gegenübergestellt.

„Die Gesamtheit der verfügbaren Studiendaten deutet auf einen kariespräventiven Effekt der Einnahme von Fluoridsupplementen im Säuglings- und Kleinkindalter, zumindest für die Milchzähne und möglicherweise auch für die ersten bleibenden Backenzähne, in den hierzulande empfohlenen Dosierungen. Auf der Basis der vorliegenden Daten sind jedoch keine verlässlichen Aussagen darüber möglich, wann mit der Supplementierung begonnen und wie lange sie fortgeführt werden sollte, um einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Auch kann der Effekt der Fluoridsupplementierung im Säuglings- und Kleinkindalter auf die Kariesprävalenz der bleibenden Zähne nicht zuverlässig beurteilt werden.“ heißt es in der Bewertung. „Mit Blick auf die Frage nach der Effektivität von fluoridierter Zahnpasta ist festzustellen, dass es auf der Basis der wenigen verfügbaren Studienergebnisse keine klare Evidenz dafür gibt, dass eine Zahnpasta mit 500 ppm bei Kleinkindern weniger wirksam für die Kariesprävention ist als eine mit 1000 ppm Fluorid.“

„Kritisch merkt das BfR an, dass es an belastbaren wissenschaftlichen Studien zu Nutzen und Risiken der Kariesvorbeugung durch Fluoridsupplemente mangelt. So fehlt eine repräsentative Untersuchung für Deutschland, in der alle Einflüsse auf die Kariesentstehung wie -prävention ausreichend berücksichtigt werden.“

Quelle: www.bfr.bund.de

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