Herzlichen Glück­wunsch! Wrigley Pro­phylaxe Preis für Zahn­ärzt­lichen Dienst des Rhein-Neckar-Kreises

Am 23.09.2022 wurden in Würzburg die Gewinner des Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben. Der Schwerpunkt lag dieses Mal bei dem Thema frühkindliche Karies. Frühkindliche Karies ist ein häufiges Problem: Fast 14 % der Dreijährigen in Kitas haben Karieserfahrung, ergab 2016 eine Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ). Das zeigt: Prävention muss früher beginnen als bisher, sprich vor dem dritten Geburtstag. Denn je früher mundgesunde Gewohnheiten und Rituale eingeübt werden, desto besser sind die Chancen für ein kariesfreies Gebiss. Deshalb ergänzte die DAJ ihre Empfehlungen um neue Inhalte der Gruppenprophylaxe für unter Dreijährige, zusätzlich führte der Gesetzgeber 2019 zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für diese Altersgruppe ein.

Den ersten Platz unter den Preisträgern belegte die Arbeitsgruppe um Dr. Uwe Niekusch vom Zahnärztlichen Dienst des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg mit ihrem Programm "Aktion Mäusezähnchen". Ihr Gruppenprophylaxe-Programm ist an die unter Dreijährigen und deren Bezugspersonen adressiert. Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit einer Zertifizierung und ist in allen „u3“-Betreuungsstellen ohne größeren Mehraufwand anwendbar. Es ist modular aufgebaut und enthält Infomaterialien und Schulungsimpulse u. a. zur täglichen Zahnreinigung und zu zahngesunder Ernährung, ebenso Arbeitshilfen, die das Trinken aus dem Becher fördern oder das Abgewöhnen von Schnuller und Daumenlutschen unterstützen. Gleichzeitig bietet das Programm den Einrichtungen einen gewissen Grad an Flexibilität und Selbstbestimmung, was die Akzeptanz und Motivation für das Projekt bei den Erziehenden fördert. Geplant ist, dass nicht nur Kitas, sondern auch Arbeitsgemeinschaften bzw. Arbeitskreise für Zahngesundheit Materialien, Ideen, Erfahrungen und Vorschläge in einen Sammelpool einbringen können, der allen Beteiligten zur Verfügung steht. „Dieses offene und partnerschaftliche Konzept hat uns überzeugt“, erklärte Jurymitglied Professorin Annette Wiegand, Universität Göttingen. „Es motiviert zur Mitarbeit und erleichtert Kitas den Einstieg in die Gruppenprophylaxe für die Allerkleinsten, die bislang zu kurz kam. Zudem unterstützt das Projekt die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen und bildet eine gute Grundlage für bestehende Projekte der Gruppenprophylaxe für über Dreijährige.“ Weitere Infos unter: agz-rnk.de

Den zweiten Platz, dotiert mit 3.000 Euro, belegten Bettina Berg von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. (DAJ) in Bonn und ihr Team. Sie haben ein Unterrichtskonzept zur Mundgesundheit entwickelt, das angehende Hebammen fit für die Prophylaxe-Beratung macht. Hebammen spielen eine Schlüsselrolle für Schwangere und junge Eltern. Um sie bereits in der Ausbildung für die Präventionsberatung zu qualifizieren, gehört das Fach „Mundgesundheit für Mutter und Kind“ seit 2019 bundesweit an allen Ausbildungsstätten für Hebammen zum Angebot. Das Konzept vermittelt in vier bis sechs Schulstunden die wichtigsten Aspekte zur zahnmedizinischen Prävention für die Zeit der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Dabei stehen zwei Kernbotschaften im Fokus: Erstens, dass die werdende Mutter effektiv für ihre eigene Zahngesundheit sorgen kann und sollte, und zweitens, dass frühkindliche Karies vermeidbar ist. Hier ist Aufklärung dringend notwendig, denn die Nuckelflasche mit zuckerhaltigen Getränken ist nach wie vor häufiger Auslöser einer frühkindlichen Karies.

Der dritte Platz mit 2.000 Euro ging an Privatdozentin Dr. Ghazal Aarabi und ihr Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ihre App stärkt die Mundgesundheitskompetenz bei Risikogruppen. Die App berücksichtigt kultur- und migrationsspezifische Besonderheiten, ist in verschiedenen Sprachen verfügbar und enthält mehr als 350 Aufklärungselemente, u. a. zu Mundhygiene, Ernährung, Fluorid, oralen Erkrankungen oder zum deutschen Gesundheitssystem. Die Inhalte werden spielerisch via Multiple-Choice-Quiz und interaktiven Videos vermittelt, etwa zum richtigen Gebrauch von Zahnseide. Motivierend sind auch die Elemente zur Selbstkontrolle und Erinnerungsnachrichten. Wie effektiv die App ist, wird derzeit in einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie untersucht. Dafür wurde die Mundgesundheitskompetenz bei 128 App-Anwender und Anwenderinnen und 384 Kontrollpersonen mit einem Fragebogen bei Studienbeginn und nach sechs Monaten gemessen. Erste Daten sind positiv: Im Vergleich zur Kontrollgruppe wussten App-Anwendende nach sechs Monaten deutlich besser Bescheid, warum eine gute Mundgesundheit wichtig ist und wie man sie erreicht. Daher ist zu erwarten, dass die Nutzung der App die Mundgesundheit nachhaltig fördert und die übliche zahnärztliche Versorgung ergänzt.

Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Zahnmedizinische Praxis & soziale Verantwortung“ erhielten Dr. Louise Holtmann und ihre Kolleginnen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Ihr Projekt hat die Zahngesundheit bei Kindern mit angeborenem Herzfehler im Blick. Für Kinder mit angeborenem Herzfehler ist eine gute Mundgesundheit besonders wichtig. Denn bei einem kariesfreien Milchgebiss sinkt lebenslang das bei einigen Herzfehlern erhöhte Risiko einer Endokarditis. Ursache sind oft Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum. Eine Beratung zur Mundhygiene erfolgt bei den regelmäßigen Kontrollterminen in der Kinderkardiologie. Trotzdem werden in der Zahnklinik regelmäßig Kinder mit Herzfehlern vorgestellt, die frühkindliche Karies mit teils ruinösem Zahnstatus haben. Bei dem Projekt ziehen zwei Fachkliniken an einem Strang: Kommen die Kinder zu den Kontrollterminen in die Klinik für angeborene Herzerkrankungen und Kinderkardiologie, werden sie bei Bedarf in die Zahnklinik überwiesen, die eigens eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Herzfehlern eingerichtet hat. Diese bietet eine engmaschige Prophylaxe und individuelle Betreuung. Ein zweites Ziel des Projekts war es, die Versorgung dieser Risikopatienten im Lehrplan des Zahnmedizinstudiums zu verankern. Im siebten Semester sind Hospitationstage in der Kinder- und Jugendzahnheilkunde vorgesehen, bei denen Besonderheiten der Behandlung vermittelt werden, z. B. ob vor dem Zahnarztbesuch eine Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika notwendig ist.

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