Aktualisierung der Leitlinie "Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe"

Die Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe zielt auf die Frage ab, ob und wie sich mit den bekannten Fluoridierungsmaßnahmen wirksame Kariesprävention betreiben lässt.

"Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen, die wissenschaftlich begründete und praxisorientierte Empfehlungen für angemessene ärztliche bzw. zahnärztliche Vorgehensweisen bei Präventionsmaßnahmen und spezifischen klinischen Situationen geben. Sie stellen einen durch definiertes, transparent gemachtes Vorgehen erzielten Konsens mehrerer Experten aus verschiedenen Fachbereichen und/oder Arbeitsgruppen dar." heißt es in der im April 2013 von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) veröffentlichten Präambel zur Leitlinie "Fluoridierungsmaßnahmen". "Die systematische Aufarbeitung und Zusammenstellung der verfügbaren Literatur für die Erstellung der Leitlinie berücksichtigt eine kritische Wertung von Anlage, Durchführung und Ergebnissen der Studien, die als Grundlage für die Formulierung der einzelnen Empfehlungen eingeschlossen wurden... Die vorliegende Leitlinie wurde unter der Verantwortlichkeit der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGK) nach Auftrag durch das Zentrum Zahnärztliche Qualität (ZZQ) entwickelt...Die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben bei der Entwicklung mitgewirkt. Die Empfehlungen stellen den Konsens der gesamten Leitliniengruppe dar. Lediglich in Punkt 3.3.3 - Fluoridhaltige Zahnpasten - konnte kein Konsens erzielt werden, stattdessen sind die unterschiedlichen Auffassungen dargelegt und begründet."

Im Wesentlichen konnten die bekannten Empfehlungen der Fluoridierungsleitlinie aus dem Jahr 2004 fortgeschrieben werden. So sind Fluoridtabletten kariespräventiv wirksam. Eine kariesprophylaktische Wirksamkeit der Speisesalzfluoridierung ist beschrieben. Fluoridlack wird bei der professionellen Anwendung auch für Kleinkinder empfohlen und soll bei Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Kariesrisiko zweimal jährlich zur Anwendung kommen. Zu fluoridhaltigen Spüllösungen heißt es in der Kurzfassung der Leitlinie der ZZQ: "Bei Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Kariesrisiko führt die tägliche überwachte Anwendung von Mundspüllösungen (0,05 % NaF) bzw. die einmal wöchentliche überwachte Anwendung einer Mundspüllösung (0,2 % NaF) zu einer deutlichen Reduktion des Kariesanstiegs." Fluoridgele sollen unabhängig von bereits bestehenden Basisfluoridierungsmaßnahmen verwendet werden.

Da es bei der Erstellung der ursprünglichen Leitlinie keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit einer fluoridhaltigen Zahnpasta mit niedrigem Fluoridgehalt (500 ppm) gab, war dies eine wichtige Fragestellung für das Update der Leitlinie. Neuere Studien zeigten nun, dass eine niedrig dosierte Fluoridzahnpasta eine ähnliche kariesreduzierende Wirkung wie eine Erwachsenenzahnpasta zeigte. Die Datenlage war jedoch nicht eindeutig. In der Leitlinie steht dazu: "Bei Kindern mit hohem Kariesrisiko scheint eine fluoridierte Kinderzahnpasta allein nicht ausreichend für eine adäquate Kariesprävention zu sein. Grundsätzlich sprechen sich viele zahnärztliche Empfehlungen für die Verwendung von Zahnpasta mit altersentsprechendem Fluoridgehalt aus, sobald Zähne in die Mundhöhle durchgebrochen sind (z. B. European Academie of Pediatric Dentistry, Swedish Council on Technology Assessment in Health Care, Canadian Dental Association, British Society of Pediatric Dentistry). Auch die American Academy of Pediatrics empfiehlt die überwachte Anwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta für alle Kinder, sobald Zähne vorhanden sind. In den USA begrenzt die Food and Drug Administration die Verwendung fluoridhaltiger Erwachsenenzahnpasta auf Erwachsene und Kinder im Alter ab 2 Jahren...Vor diesem Hintergrund ergeben sich zwei divergierende Empfehlungen zur Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten und Fluoridtabletten im Vorschulalter." Entsprechend der Veröffentlichung der ZZQ spricht sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin dafür aus, "fluoridhaltige Zahnpasta ab einem Alter einzusetzen, in dem das Kind Zahnpasta nach dem Zähneputzen regelmäßig ausspucken kann." Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt in Übereinstimmung mit zahlreichen anderen internationalen zahnmedizinischen Fachgesellschaften die Anwendung einer geringen Menge ("dünner Film") fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (500 ppm F-) zur Zahnpflege ab Durchbruch der ersten Milchzähne. Ab dem Alter von 2 Jahren sollte zweimal täglich mit einer geringen Menge (ungefähr 5mm Zahnpastastrang = erbsengroße Menge) fluoridhaltiger Kinderzahnpasta geputzt werden. Die zweimal tägliche Anwendung von Erwachsenenzahnpasta nach dem Durchbruch der ersten bleibenden Zähne ist jedoch Konsens aller Beteiligten - ebenso wie die Notwendigkeit der regelmäßigen Zahnreinigung im Säuglings- und Kleinkindalter.

 

Auf der Webseite der ZZQ findet sich neben der ausführlichen Langfassung eine darauf basierende Kurzfassung für Zahnärzte und eine Patienteninformation.

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