Johann-Peter-Frank-Medaille für Dr. Michael Schäfer

Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hat auf dem Wissenschaftlichen ÖGD-Kongress 2023 in Potsdam drei Persönlichkeiten die Johann-Peter-Frank-Medaille für ihr Engagement um die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland verliehen. Johann Peter Frank, im Jahr 1745 in Rodalben geboren und 1821 in Wien gestorben, war Arzt und Begründer der öffentlichen Hygiene und eines sozialmedizinischen Gesundheitsdienstes. Die Johann-Peter-Frank-Medaille ist die höchste Auszeichnung des BVÖGD, die dieser seit 1972 beim jährlichen Bundeskongress verleiht.

Alle drei haben in besonderer Weise die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Blickfeld – auch und gerade jene mit sozialer Benachteiligung. Alle drei hätten sich zudem in Gremien und Verbänden in hohem Maß sozial engagiert. „Und sie haben alle drei über viele Jahre hinweg maßgeblich zur inhaltlichen Gestaltung und damit zum Gelingen unseres jährlichen Bundeskongresses beigetragen“, so der BVÖGD-Vorsitzende Nießen.

Dr. med. Gabriele Trost-Brinkhues erhält die Auszeichnung für ihren jahrzehntelangen Einsatz zum Wohle von Kindern und Jugendlichen und als Leiterin des Fachausschusses Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. Dr. med. Elke Bruns-Philipps hat im BVÖGD den Fachausschuss „Gesundheitsberichterstattung und Prävention“ mitgegründet und später dessen Leitung übernommen. Außerdem hat sie unter anderem als stellvertretende Bundesvorsitzende im BVÖGD gewirkt, den wissenschaftlichen Beirat geleitet und die BVÖGD-Jahreskongresse organisiert.

Als erster Zahnarzt erhält Dr. med. Michael Schäfer die Medaille für seinen Einsatz um die Zahngesundheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Herr Schäfer hat im Düsseldorfer Gesundheitsamt den Kinder- und jugendzahnärztlichen Dienst entscheidend geprägt – zunächst als Leiter des Fachbereichs und in den letzten Jahren seines hauptberuflichen Wirkens als stellvertretender und kommissarischer Amtsleiter. „Mit der zahnärztlichen Gruppenprophylaxe in Schulen und Kitas und durch die Arbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege werden vor Ort die wesentlichen Grundlagen für die Zahngesundheit im Erwachsenenalter gelegt. Hier wurden nicht zuletzt dank der engagierten und erfolgreichen Arbeit der zahnmedizinischen Kolleginnen und Kollegen in den Gesundheitsämtern in den letzten Jahren und Jahrzehnten erhebliche Fortschritte erzielt“, sagte Nießen.

In seiner Widerrede befasste sich Dr. Michael Schäfer mit dem Leben und Wirken des Namensgebers der Medaille, dem „Vater der Sozialhygiene“: „Frank verstand ‚Hygiene‘ im antiken Sinne, wo sie einerseits die individuelle Körperpflege bezeichnete, aber auch das Bemühen um gesunde Lebensverhältnisse. Seine Vorstellungen legte er in dem sechsbändigen Werk ‚System einer vollständigen medizinischen Polizey‘ nieder, wobei der Begriff ‚Polizey‘ eben nicht die Bedeutung wie heute hat. Polizey gilt mehr im Sinne von Policy, also Maßnahmenkatalog und Johann Peter Frank hat beschrieben, was der aufgeklärte absolutistische Staat tun muss, um seine Bürger zu schützen. Da war viel von Verhaltensregeln die Rede, aber auch von Stadthygiene und von Umwelt (ohne diesen Begriff in seiner heutigen Bedeutung genauso zu nennen). Frank forderte Grünanlagen in den Städten, Sportunterricht in Schulen und Pausen für die Arbeiter. Vor allem plädierte er für den Aufbau eines Öffentlichen Gesundheitswesens, das auf drei Säulen ruhen sollte.

  1. Verpflegung bedürftiger Kranker
  2. Erziehung geschulter Ärzte und Wundärzte und
  3. Erweiterung der Heilwissenschaft.

Manche seiner Pläne konnte er umsetzen und fand internationale Anerkennung. Er hatte aber auch Feinde und Kritiker. Die Aufklärer beschuldigten ihn, allzu sehr dem Obrigkeitsstaat nahezustehen. Mehrfach war er durch Intrigen und Verfolgung gezwungen, seine Wohn- und Arbeitsstelle zu wechseln, weil er vielleicht nach einem Leitwort des römischen Philosophen Seneca handelte, der da sagte: ‚Ich will dir zeigen, was den großen Herren mangelt, und was denen fehlt, die alles besitzen: Einer, der ihnen die Wahrheit sagt.‘“

Herr Schäfer formulierte: „Heute liegt es an uns, Johann Peter Franks Idee eines Öffentlichen Gesundheitsdienstes als wesentliche Säule des Sozialstaates zu formen und ihm Leben zu geben. Eben auch um der Wahrheit willen! Der ÖGD ist und bleibt unverzichtbar im Kampf gegen viele Krankheiten, von deren Wucht wir in den letzten Jahren überrascht, ja überwältigt wurden. Seine Worte und sein Werk verpflichten den Öffentlichen Gesundheitsdienst und damit uns in Person, immerfort die Ärmel hochzukrempeln. Johann Peter Frank hätte es für die Bürger getan. Tun wir es ihm nach. Und bleiben der Wahrheit verpflichtet." so Dr. Michael Schäfer.

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